Um Menschen dabei zu unterstützen, ihre Ziele und Interessen im Markt durchzusetzen, ist Wissen über die Art und Weise, wie wir Entscheidungen treffen, notwendig. Nur wenn wir verstehen, in welchen Situationen und durch welche Einflüsse wir zu Entscheidungen verleiten werden, die wir gar nicht treffen wollten, können wir uns davor schützen.
Denn im Prinzip kann jeder Mensch in bestimmten Situationen zu einem verletzlichen VerbraucherInnen werden:
Zum Beispiel bei Kaufentscheidungen, in denen uns das Wissen fehlt, um die unterschiedlichen Alternativen auch einschätzen zu können. Hier müssen wir die Entscheidung in der Regel mit Informationen aus anderen Quellen treffen, deren Vertrauenswürdigkeit wir nicht immer gut einschätzen können – und die uns so manipulieren könnten. Manche Menschen haben so etwas zum Beispiel bei finanziellen Investitionen erlebt, für die sie verschiedene Quellen im Internet recherchiert haben, dann aber in der Flut der Informationen kurzfristig und verlustreich entschieden haben. Aber auch Stress und Zeitnot können uns im Alltag daran hindern, eine Entscheidung und ihre Konsequenzen abzuwägen – was zu spontanen Käufen führen könnte, die wir im Nachhinein und mit etwas mehr Überlegung so nicht getroffen hätten.
Es gibt aber auch Gruppen, die über einen längeren Zeitraum verletzlich bleiben: Krankheit, Alter, Lernschwächen, aber auch Veränderungen der Lebensumstände wie eine Scheidung, Arbeitsplatzverlust oder finanzielle Schwierigkeiten können jeden von uns jederzeit zu einem verletzlichen VerbraucherInnen machen. Auch hier hilft uns ein Verständnis der Entscheidungsprozesse dabei, diese Gruppen in ihrer Verbraucherkompetenz zu unterstützen – oder ihre Rechte durch politische Maßnahmen zu wahren.
Konkrete Fragen, die sich das Forschungszentrum in diesem Feld stellt, sind zum Beispiel:
- Manchmal treffen wir in bestimmten Situationen Entscheidungen, die eigentlich unseren eigenen Zielen widersprechen (Wir möchten die Umwelt schützen, aber im Geschäft greifen wir dann doch eher zur Plastikkaffeebecher statt zum Mehrwegbecher). Was ist der Grund für diese Divergenz? Und wie können wir selbst diesen Unterschied auflösen?
- Welchen Einfluss haben Informationen (z.B. Lebensmittelampel) oder Gütesiegel (z.B. Biosiegel) in der Situation, in der die Entscheidung getroffen wird?
- Wenn immer mehr Bankfilialen geschlossen werden, müssen auch diejenigen, die das eigentlich nicht wollen, immer öfter auf Online-Services zurückgreifen. Wie können jüngere und ältere Menschen mit diesen Angeboten umgehen? Welchen Einfluss hat das auf ihre Finanzentscheidungen?
- Kinder beginnen meist schon ab sechs Jahren damit, selbst einzukaufen. Wie können Kinder dabei unterstützt werden, nicht auf Fallstricke im Laden reinzufallen?