Überblick unserer Forschungsschwerpunkte

Konsumverhalten

Um Menschen zu unterstützen, ihre Marktinteressen durchzusetzen, ist Wissen über Entscheidungsprozesse essenziell. Wir müssen erkennen, wann und wie Entscheidungen durch äußere Einflüsse manipuliert werden, um uns zu schützen. Jeder kann in bestimmten Situationen ein verletzlicher Verbraucher sein, z.B. bei mangelndem Wissen über Kaufalternativen. Stress und Zeitdruck können ebenfalls zu unüberlegten Entscheidungen führen. Bestimmte Gruppen, wie Kranke, Ältere oder Menschen in Lebenskrisen, bleiben länger verletzlich. Ein Verständnis für Entscheidungsprozesse unterstützt diese Gruppen und hilft, ihre Rechte zu wahren.

Konkrete Fragen, die sich das Forschungszentrum in diesem Feld stellt, sind zum Beispiel:

Manchmal treffen wir in bestimmten Situationen Entscheidungen, die eigentlich unseren eigenen Zielen widersprechen (Wir möchten die Umwelt schützen, aber im Geschäft greifen wir dann doch eher zur Plastikkaffeebecher statt zum Mehrwegbecher). Was ist der Grund für diese Divergenz? Und wie können wir selbst diesen Unterschied auflösen?

Welchen Einfluss haben Informationen (z.B. Lebensmittelampel) oder Gütesiegel (z.B. Biosiegel) in der Situation, in der die Entscheidung getroffen wird?

Wenn immer mehr Bankfilialen geschlossen werden, müssen auch diejenigen, die das eigentlich nicht wollen, immer öfter auf Online-Services zurückgreifen. Wie können jüngere und ältere Menschen mit diesen Angeboten umgehen? Welchen Einfluss hat das auf ihre Finanzentscheidungen?

Kinder beginnen meist schon ab sechs Jahren damit, selbst einzukaufen. Wie können Kinder dabei unterstützt werden, nicht auf Fallstricke im Laden reinzufallen?

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Einkaufe Familie

Handel

Der Handel hat nicht nur ein natürliches Interesse, möglichst viel zu verkaufen. In der Regel möchten Händler auch eine gute Beziehung zu ihren Kund:innen aufbauen: Denn oft kommen nur so die Kund:innen gerne wieder und der eigene Erfolg kann langfristig gesichert werden. Gleichzeitig müssen Händler:innen schon heute eine Vielzahl an Bestimmungen beachten, die Verbraucher:innen schützen und ihnen dabei helfen, kompetente (ihren eigenen Zielen entsprechende) Kaufentscheidungen zu treffen. Deshalb stellen sich hier zwei zentrale Fragen, die das Forschungszentrum untersucht: Durch welche Maßnahmen kann der Handel Kund:innen unterstützen, kompetente Kaufentscheidungen zu treffen? Und wie müssen Bestimmungen und Gesetze durch die Politik und Verbände kommuniziert werden, um dem Handel ihre Umsetzung zu erleichtern.

Ein Beispiel für die erste Frage sind junge Familien, die mit Kindern einkaufen. Studien zeigen, was viele Eltern wissen: Kinder erfordern auch beim Einkaufen viel Aufmerksamkeit, die dann von der Kaufentscheidung ablenkt – eine Abwägung von Produktalternativen wird so schwieriger. Der Handel kann diese Gruppe unterstützen, in dem das Geschäft so gestaltet wird, dass die Kinder möglichst wenig abgelenkt werden. So setzen einige Händler:innen auf Familienkassen: Hier werden keine Impulsprodukte angeboten und eine kleine Stufe am Kassenband ermöglicht es den Kindern, beim Auspacken der Ware auf das Kassenband zu helfen.

Konkrete Fragen, die sich das Forschungszentrum in diesem Feld stellt, sind zum Beispiel:

Wie können digitale Systeme sowohl Handel als auch Kund:innen bei der Entscheidung unterstützen?

Welche Rolle spielen Verpackungen und welche Formen der Verpackungsmüllreduktion werden von Kund:innen wie Handel akzeptiert?

Wie kann der Umgang mit Daten so optimiert werden, dass nicht alle zur Verfügung stehenden Daten erhoben und gespeichert werden müssen?

Verbraucher:innenbildung

Verbraucher:innenbildung zielt auf Konsument:innen, die Ziele sachkritisch und wertverpflichtet bestimmen und sich dabei für ihre Zielerreichung verantwortlich zeigen. Verbraucher:innenbildung ist als lebenslanger Prozess zu verstehen. Sie beginnt in frühesten Jahren und möchte sowohl auf aktuelle als auch auf künftige Herausforderungen im Privat- wie auch im Berufsleben vorbereiten.

Indem über konsumbezogene Inhalte informiert wird und Kompetenzen im Sinne eines reflektierten und selbstbestimmten Konsumverhaltens erworben werden, soll eine Haltung aufgebaut werden, die erworbenen Kompetenzen im Zusammenhang mit Konsumentscheidungen als mündige Verbraucherinnen und Verbraucher heranzuziehen und zu nutzen.

Konkrete Fragen, die sich das Forschungszentrum in diesem Feld stellt, sind zum Beispiel:

Wie können ältere Bürgerinnen und Bürger informiert und gebildet werden, damit sie auch weiterhin an einer zunehmend digitalen Welt partizipieren können? Welche Bildungsformen und Bildungsmedien unterstützen beispielswiese die Teilhabe mit Blick auf die Erledigung finanzieller Aufgaben?

Wenn Daten das neue Öl der Gesellschaft sind, stellt sich die Frage, wie Bürgerinnen und Bürger zielgerichtet zum Umgang mit ihren Daten aufgeklärt und gebildet werden können? Dazu ist es u.a. notwendig Verbraucherkompetenzen in diesem Bereich zu diagnostizieren und zu messen.

Was lernen Zuschauer von Infotainment-Formaten wie WISO, Podcasts oder Finnfluencer? Inwieweit können sie das erworbenen Wissen auf ihre persönliche Situation übertragen?

Welche digitalen Bildungsmedien unterstützen am besten die Verbraucher:innenbildung von Kindern und Jugendlichen?

Wie können Bürgerinnen und Bürger zielgerichtet über neue Gesetze, wie z.B. die DSGVO informiert werden?

konsum
Soziales

Soziales, Gesundheit und Pflege

Wer soziale Unterstützung benötigt, gesund bleiben oder gesundwerden will oder wer pflegebedürftig ist, der steht vor besonderen Herausforderungen. Nicht nur der Staat bietet Leistungen an, auch Unternehmen und andere Organisationen sind auf „sozialen Märkten“ aktiv. Doch die Wahl der richtigen Beratung, Dienstleistung oder Produktes fällt vielen Menschen n­­icht leicht, weil sie unter Stress handeln und ihnen die Expertise fehlt. Manche finden sich gar nicht in solchen Situationen zurecht. Wohlfahrtsmärkte wandeln sich außerdem und werden immer unübersichtlicher.

Konkrete Fragen, die sich das Forschungszentrum in diesem Feld stellt, sind zum Beispiel:

Wie informieren Staat und Anbieter über Beratung, Dienstleistungen und Produkte im Bereich Soziales, Gesundheit und Pflege, und wie effektiv sind diese Informationen?

Wie wichtig sind Finanz- und Gesundheitskompetenz, um sich auf Wohlfahrtsmärkten zurechtzufinden und welche Grenzen gibt es?

Mit welchen verbraucherpolitischen Instrumenten kann Gesundheit gefördert werden?

Wie lässt sich die Lage von Personengruppen verbessern, die über besonders wenig Ressourcen verfügen, ihre Interessen nur eingeschränkt artikulieren können und nur wenig Zugang zu Wohlfahrtsmärkten haben?

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